Im Rahmen von "Magdeburg international - 50 Jahre Europapokal" wird das Spiel gegen Fürth als "Heinz-Krügel-Spieltag" stattfinden.

Heinz-Krügel-Spieltag gegen Fürth

Verein

Ehrung unseres Meistertrainers zum Spieltag

Für den 1. FC Magdeburg steht in der aktuellen Saison ein besonderes Jubiläum an. Am 8. Mai 2024 jährt sich der Gewinn des Europapokals der Pokalsieger zum 50. Mal. Der Sieg im Finale gegen den AC Mailand ist der größte Erfolg unserer Vereinsgeschichte.

Anlässlich dieses Jubiläums widmen wir jedem Spieler oder Trainer des damaligen Kaders in dieser Saison einen Heimspieltag. Zum letzten Heimspiel der Saison ehren wir unseren Meistertrainer Heinz Krügel.

Heinz Krügel wurde am 24. April 1921 im heutigen Zwickauer Stadtteil Oberplanitz geboren. Bereits im Alter von sechs Jahren jagte der Bergmannssohn beim Planitzer SC dem runden Leder nach. Mit 17 Jahren gehörte er bereits zur Stammformation der Planitzer Gauligamannschaft. Nach seiner Schulzeit schloss er eine Ausbildung zum Buchhalter ab.

Wie viele junge Männer seiner Zeit nahm er am Zweiten Weltkrieg für ein verbrecherisches Regime an der Ostfront und auf dem Balkan teil. Sein Wirken während des Krieges wurde von einer Arbeitsgruppe vereinsintern aufgearbeitet und dazu ein Abschlussbericht erstellt. Es ist geplant, neben dem Heinz-Krügel-Denkmal am Stadion eine Erklärungstafel aufzustellen.

Als er 1946 aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrte, begann er auch wieder seiner großen Leidenschaft nachzugehen. Er gehörte zur Mannschaft der SG Planitz, die 1948 erster Ostzonenmeister wurde. Seine Stammposition war die des Mittelverteidigers, er wurde aber auch gelegentlich auf der Läuferposition eingesetzt. Leider musste er im Endspiel gegen Freiimfelde Halle verletzt zuschauen.

Ein Jahr später wechselte er als Spielertrainer nach Crimmitschau. Allerdings war er gezwungen ein Jahr später wegen einer schweren Kriegsverletzung bereits im Alter von 29 Jahren seine sportliche Karriere beenden.

Doch der ehrgeizige Sachse blieb dem Fußballsport treu und wechselte ins Trainergeschäft. 1951 übernahm er als jüngster DDR-Oberligatrainer die Mannschaft der neugegründeten Sportvereinigung Volkspolizei Vorwärts Leipzig, mit der er den Klassenerhalt schaffte. Nach einem erfolgreich absolvierten Trainerlehrgang an der DHfK Leipzig übernahm er 1954 die Mannschaft der BSG Einheit Ost Leipzig, mit der er 1955 Dritter in der DDR-Oberliga wurde. Obendrein trainierte Krügel in den Jahren 1955 und 1956 die Leipziger Stadtauswahl in den Messepokalspielen.

1957 übernahm er den abgestiegenen SC Empor Rostock und führte ihn direkt wieder in die Oberliga zurück. Von 1959 bis 1961 war Krügel Trainer der DDR-Nationalmannschaft, ehe er 1961 mit dem SC Chemie Halle erneut eine aus der Oberliga abgestiegene Mannschaft übernahm. Auch mit den Hallensern schaffte er den direkten Wiederaufstieg und gewann 1962 zum ersten Mal den FDGB-Pokal.

Als der 1. FC Magdeburg nach der Saison 1965/66 aus der Oberliga abgestiegen war, folgte Krügel dem Ruf an die Elbe. Auch hier konnte er seine Mannschaft auf Anhieb in die höchste Spielklasse der DDR zurückführen. Der Trainerfuchs erkannte schnell das enorme Potential, das durch die herausragende Nachwuchsarbeit beim Verein vorhanden war. Nach zwei dritten Plätzen in der Meisterschaft und dem FDGB-Pokalsieg 1969 verjüngte er schrittweise die Mannschaft. Verdiente Spieler wie Stöcker, Fronzeck, Kubisch, Hirschmann und Walter ersetzte er mit den späteren Nationalspielern Pommerenke, Tyll, Decker, Raugust, Hoffmann und Steinbach. 1972 konnte mit der jüngsten Meistermannschaft aller Zeiten der erste DDR-Meistertitel errungen werden. Mit dem FDGB-Pokalsieg 1973 und dem zweiten Meistertitel 1974 erreichte er weitere Erfolge.

Den größten Triumph seiner Trainerkarriere und des Magdeburger Fußballs erreichte er mit seiner Mannschaft am 8. Mai 1974, als der 1. FC Magdeburg als einzige DDR-Mannschaft Europapokalsieger der Pokalsieger wurde. Mit 2:0 wurde damals in Rotterdam der große AC Mailand bezwungen. Einer der Schlüssel zum Erfolg war das taktische Meisterstück Krügels, den relativ unbekannten Helmut Gaube gegen den italienischen Weltstar Rivera zu stellen. Der Defensivspieler konnte den Mailänder Spielmacher komplett aus dem Spiel nehmen.
 


1975 folgte dann der dritte Meistertitel und Krügel machte nicht nur den Magdeburger Fußball, sondern auch die Stadt europaweit bekannt. Allerdings hatte sich der unbequeme FCM-Trainer nicht nur Freunde gemacht. Vor allem dem stellvertretenden Bezirksparteichef Kirnich war Krügel wegen seiner unbequemen Art ein Dorn im Auge. Nachdem in der Saison 1975/76 kein Titel eingefahren werden konnte, sah Kirnich seine Chance gekommen. Magdeburgs Meistertrainer wurde nach Berlin zitiert und ihm wurde ein Berufsverbot ausgesprochen. Mit Hilfe des MfS wurden Gerüchte über Krügel in der Stadt gestreut, die seine Entlassung rechtfertigen sollten.

So musste der erfolgreichste Trainer der DDR bis zur Wende 1990 seine Brötchen als Objektwart im Heinrich-Germer-Stadion verdienen. 1991 erfolgte seine Rehabilitation und er versuchte als Sportdirektor beim FCM an alte Zeiten anzuknüpfen. Aber der Fußballsport hatte sich verändert und so konnte auch Heinz Krügel nicht verhindern, dass sein FCM 1991 die Qualifikation zur Bundesliga verpasste.

Doch auch in den tristen Jahren blieb Krügel seinem Herzensverein treu, u.a. als Mitglied des Ehrenrates. Eine besondere Nähe zeigte er vor allen den Fans gegenüber, denen er immer auch einen Anteil an den großen Erfolgen zusprach. So unterstütze er auch stets den FanRat, dessen Ehrenmitglied er war.

So nahm auch die Fanszene am Tag nach seinem Tod beim Heimspiel gegen den VfB Lübeck einen bewegenden Abschied von „ihrem“ Meistertrainer. 2009 nannte die Stadt auf Initiative der FCM-Fans den Stadionvorplatz in „Heinz-Krügel-Platz“ um. Dort steht seit dem 17. August 2014 auch ein zu seinen Ehren errichtetes Denkmal. Auf Initiative des FanRat e.V. wurde durch den Verkauf von symbolischen Anteilsaktien im Wert von 19,74 Euro über 27.000 Euro gesammelt, damit die lebensgroße Statue an „unseren“ Meistertrainer erinnert.

Fotos: 1. FC Magdeburg / Rolf Briedenhahn, Archiv